Herbstzeit im Kindergarten

Erde die uns dies gebracht,
Sonne die es reif gemacht,
liebe Sonne , liebe Erde,
euer nie vergessen werde.

Christian Morgenstern

Bevor wir uns dem neuen Kindergartenjahr zuwenden, erlauben Sie mir einen kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr.

Was war gut und was war uns weniger gut gelungen. Woraus haben wir gelernt, es anders zu machen und was hat uns Kraft und Mut gegeben, auf diesem Weg voranzuschreiten?

Nein, es war kein Jahr wie in der Vergangenheit. Corona hat uns begleitet und wirft immer noch seine Schatten. Doch es hat sich gezeigt, dass eine Gemeinschaft verantwortlich mit Herausforderungen umgehen kann. Wir haben gelernt, Verordnungen, kurzfristige Anweisungen und den laufenden Kindergartenbetrieb unaufgeregt und kreativ miteinander zu verbinden. Im Vordergrund stand immer das Wohl der Kinder.

Weitgehend normal konnten wir das Leben in den Gruppen gestalten. Nicht nur unter Pandemiebestimmungen zeigte sich, wie sinnvoll es ist, in geschlossenen Gruppen zu arbeiten. Wir Erzieher waren näher an den Bedürfnissen der Kinder und konnten ihre Entwicklung intensiver mit Empathie begleiten. Somit konnten wir auch gut auffangen, dass einige Kinder längere Zeit zu Haus blieben und trotz allem Kontakt gehalten wurde. Der Wiedereinstieg in die Gruppen gelang recht gut.

Unsere Feste feierten wir gruppenintern. Mit viel Elan und Freude gestalteten wir eingefahrene, lieb gewonnene Gewohnheiten neu. So konnten die Vorschulkinder zwei Wochen den Vormittag im Wald verbringen und kamen erschöpft, aber mit strahlenden Gesichtern am Mittag in den Kindergarten zurück. Diese gemeinsame Zeit mit körperlichen Herausforderungen hat den Kindern einen kräftigen Schub Richtung Schule gegeben.

Die Blätter regnen auf den Stein.
Die Sonne strahlt sich weg.
Die Farben noch nicht ausgebleicht.
Der Ast, kein kahler Fleck.

Aus diesen vielen Erfahrungen heraus starten wir ins neue Kindergartenjahr. Unsere gewohnten und lieb gewonnen Rituale bilden für uns das Gerüst, in dem unser Kindergarten eingebettet ist. Aus der Kraft und dem Vertrauen in die Arbeit mit den Kindern wagen wir den Neustart einer vierten Gruppe. Neue Kinder, neue Kollegen und neue Herausforderungen haben an unsere Tür geklopft, wollen aufgenommen und integriert werden. Wir sind zuversichtlich, dass wir das gemeinschaftlich schaffen und uns gegenseitig bereichern werden.

Zu Hilfe kommt uns in dieser Herbstzeit St. Michael. Der sich mit Mut, Kraft und Erkenntnis den Ängsten entgegenstellt.

So feierten wir, wie in den vergangenen Jahren und auch in diesem Jahr mit den Kindern das St. Michaelfest. Unserer Vorschulkinder schnitzten ihre eigenen Schwerter und bekämpften den Drachen. Nach dem Sieg verwandelt sich das Schwert in ein Lichtschwert. Reich geschmückt und verziert erinnert es die Kinder an ihre Stärken.

In den Gruppen wurden Drachen und Schwerter gebacken und zum Frühstück verzehrt. Die irdische Nahrung verwandelt sich in geistige, die den Kindern Tapferkeit und Weisheit gibt. Denn auch für die Kinder ist ein neues Kindergartenjahr eine Herausforderung. Die Großen sind weg, Neue kommen. Wo stehe ich als Kind, was wird von mir verlang? Wo und wer sind meine Freunde? Hinzu kommt die veränderte Jahreszeit. Es wird kühler, die Lichtverhältnisse ändern sich.

Der Herbst mit all seiner Farbenfülle und den reichen Gaben der Natur ist da. Gemeinsam mit den Kindern feiern wir das Erntedankfest. Reich geschmückte und gefüllte Erntekörbchen decken die Jahreszeitentische und Erntesuppe oder Kartoffelfeuer sind wunderschöne Erlebnisse.

Wenn die Tage noch kürzer werden, basteln wir Laternen. Wenn wir „St. Martin St. Martin“ singen, dann feiern wir das Fest des hl. St. Martin. Mit unseren hell erleuchteten Laternenlichtern wandern wir durch die Dunkelheit.

Es ist faszinierend zu sehen, wie verschieden jedes Kind sein Licht trägt. Geht das Licht voran oder das Kind? Kann ich mit meinem Licht auch anderen Licht geben oder benötige ich dieses Licht noch für mich allein?

Im vergangenen Jahr konnten wir das erste Mal nicht gemeinsam als Kindergartengemeinschaft unseren Laternenweg gehen. Jede Gruppe gestaltete individuell den Tag und den Gang durch die Dunkelheit. Da wir dies als sehr gemeinschaftsbildend für die Gruppe erlebten, wollen wir es auch in diesem Jahr so gestalten.

Nach dem Laternenumzug geht es mit großen Schritten auf die Weihnachtszeit zu. St. Nikolaus klopft an unser „Tor“. Was verbinden wir mit St. Nikolaus, dem Bischof von Myra. Es gibt viele Geschichten. Doch für uns steht im Vordergrund liebevoll und gerecht zu handeln. Dann wird auch dieses Fest für die Kinder im Herzen in Erinnerung bleiben.

Ihnen allen eine wunderschöne Herbstzeit. Ein strahlendes Sonnenlicht, was an manchen Herbsttagen den Nebel durchdringt. Aber genießen Sie auch mit Ihren Kindern eine Wanderung durch den Wald voller Blätter und im Nebel.

Das ist ein Apfelbäumchen,
Das ist der Pflaumenbaum.
Sie hängen voller Früchte,
Man sieht die Blätter kaum.
Da kommt der Wind geblasen
Hu der zaust sie sehr,
Hu das ist nicht zum Spaßen,
Er zaust sie immer mehr.
Hu jetzt wird’s immer bunter,
Und holterdipolter geschwind
Plumpst alles, alles herunter
Schönen Dank, lieber Blasewind.

Irene Flemming