Unsere pädagogische Essenz

Unsere Waldorfschule Bad Vilbel-Karben (in Gründung) möchte einen Rahmen für das Lernen und Wachsen schaffen, der den Bedürfnissen und Fähigkeiten der heutigen Kindern angepasst ist und sie auf die großen Herausforderungen ihrer Zukunft vorbereitet. 

Dazu wollen wir fünf Aspekte in der Schule leben:

  • Lernen eingebettet in bedeutungsvolles Handeln
  • Angstfreies Lernen mit intrinsischer Lernfreude
  • Entwicklungsgerechtes, ganzheitliches Lernen
  • Heute für morgen lernen
  • Inklusive Teilhabe und Teilgabe

In diesem Artikel beschreiben wir die ersten beiden Aspekte, in der nächsten Ausgabe des newsletters im Herbst können Sie mehr zu den weiteren drei lesen. 

Lernen eingebettet in bedeutungsvolles Handeln

Wir wollen, dass die Grundfähigkeiten Lesen, Schreiben, Rechnen nicht isoliert von alltagspraktischem Handeln gelernt werden. Sie sollen nicht in der Schule, für die Schule, auf eine von der Schule vorgegebene Art und Weise angewendet werden, sondern als grundlegende Kulturtechniken in die Lebenspraxis eingebettet werden.

Deshalb werden in unserer Schule dieser Schulstoff in lebenspraktische Notwendigkeiten eingebettet.

In den Handlungspädagogischen Fächern Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Handarbeit/Werken werden nicht nur praktische Fähigkeiten vermittelt (wie z.B. eine Pflanze großziehen und ihre Früchte ernten). Hier wird auch der Schulstoff in der Praxis angewendet, eingeübt und gefestigt.

Dadurch entsteht eine Verbindung des Schulstoffs mit den Grundlagen der menschlichen Existenz (Boden, Tiere, Pflanzen, Obdach) die auf einen wertschätzenden und nachhaltigen Umgang damit verweisen.

Außerdem wollen wir, dass in der Schule über Lesen, Schreiben, Rechnen hinaus wichtige Kernkompetenzen, wie Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Kreativität und Problemlösen eingeübt werden.

Dafür wird der Schulstoff bei uns zusätzlich in gemeinschaftliche Tätigkeiten eingebunden. So können die Kinder ’nebenbei‘ ihren Gemeinschaftssinn entwickeln und wichtige Kernkompetenzen erwerben.

In unserer Schule wechseln sich deshalb der Epochenunterricht in Lesen, Schreiben oder Rechnen am Vormittag mit jahrgangsübergreifendem handlungspädagogischem Unterricht am Nachmittag ab. Dort wird der Schulstoff durch Tätigkeiten wie z.B. wiegen, zählen, Etiketten lesen entsprechend dem Kenntnisstand der Schüler wieder aufgegriffen.

Dabei handeln die Lehrer:innen als lebendige Vorbilder. Sie gehen einer notwendigen Tätigkeit nach und binden die Kinder darin ein. So lernen die Kinder aus dem Mittun heraus.

Auf der einen Seite gibt dieser Unterricht den Kindern viel mehr Freiheit, eine jetzt gerade für sie passende Tätigkeit und Herausforderung zu finden. Auf der anderen Seite fordert er aber auch deutlich mehr Verantwortung und Ausdauer als klassischer Schulunterricht.

Da der handlungspädagogische Unterricht jahrgangsübergreifend stattfindet, lernen die Kinder auch voneinander. Die Älteren helfen den Jüngeren bei Handgriffen, die sie noch nicht ganz allein beherrschen. Die Jüngeren beobachten fortgeschrittenere Tätigkeiten bei den Älteren und können sie nachher im freien Speil schon einmal nachahmen.

Und weil sie all das im Rahmen von Tätigkeiten tun, die sinnvoll für ihre eigene Schule sind, fördert das den Gemeinschaftssinn, bzw. die oben genannten Kernkompetenzen der Kinder.

Angstfreies Lernen mit intrinsischer Lernfreude

Wir beobachten, dass die Regelschule häufig die Lernmotivation von Kindern zerstört und manche Kinder Angst vor Versagen entwickeln. Und das, obwohl der hessische Grundschlurahmenplan fordert, „die Lebens- und Lernfreude der Kinder zu unterstützen“.

Die moderne Hirnforschung zeigt uns: Wenn Kinder sich sicher aufgehoben fühlen, können sie angstfrei ausprobieren und lernen. Sie eignen sich dabei nicht nur die Lerninhalte an, sondern erwerben die Kernkompetenz, ihr Lernen selbst zu regulieren.

Außerdem wissen wir: Spielen ist Lernen. Mithelfen und eingebunden sein ist Lernen. Und Kinder machen das ganz intuitiv. Es gibt also gar keinen Grund, diese Tätigkeiten mit Disziplin aus der Schule zu verbannen.

Deshalb gestalten wir die Räume und Rhythmen in unserer Schule so, dass sie

  • Sicherheit geben,
  • von gegenseitigem Respekt geprägt sind und
  • Lehrer:innen und Kinder Puffer bekommen, um Situationen nach individuellen Bedürfnissen anzupassen

Unsere Orte sozialer Wärme bieten eine Anlaufstelle für Kinder, wo sie mit ihren individuellen Bedürfnissen willkommen geheißen werden. In der Schulküche, im Schulgarten, in der Werkstatt ist ein Platz für sie, wenn der Unterricht sie z.B. gerade unterfordert oder zu viel Stillsitzen verlangt.

In unserem rhythmisch gestalteten Tages- und Wochenablauf wechseln sich Unterricht mit nachahmendem ‚Arbeiten‘ und freiem Spiel ab. Das ermöglicht verschiedene, entwicklungsgerechte Arten mit dem Stoff umzugehen und erzeugt ein Ein- und Ausatmen, in dem die Kinder sich gut selbst regulieren können.

Kinder kommen mit unterschiedlichen Ausreifungsgraden zu uns, was z.B. Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit, Bindungsverhalten oder Selbständigkeit angeht. Wenn ihr Entwicklungsbedürfnis auf solch einer Ebene dem schulischen Lernen im Weg steht, dann geben wir ihnen die Möglichkeit „nachzureifen“ und sich später wieder in den Unterricht einzufügen.

Diese Räume und Rhythmen unterstützen dadurch sehr unterschiedliche Lernformen:

  • formales Lernen im Unterricht,
  • spielendes Lernen und
  • teilhabendes Lernen im handlungspädagogischen Rahmen.

Zu unserem Lehrplan für entwicklungsgerechtes, ganzheitliches Lernen, wie wir die Kinder heute für die Herausforderungen von morgen vorbereiten, und wie wir inklusiv arbeiten und Barrieren abbauen, darüber berichten wir in der nächsten newsletter Ausgabe.

Wir freuen uns, wenn Sie diesen Artikel mit interessierten Familien teilen.

Anmeldungen für die Schule sind aktuell möglich unter: waldorfkindergarten-bad-vilbel.de/schulgruendung/anmeldung-freie-waldorfschule-bad-vilbel-i-gr/.
Geplanter Schulstart im September 2023 mit einer 1. Klasse.