Die Waldwochen der Vorschulkinder aus dem gesamten Kindergarten, immerhin mittlerweile aus vier Kindergartengruppen, sind in vollem Gange. Ja, wir sind in diesem Jahr mit den Vorschulkindern für mehrere Wochen den Vormittag bis zum Mittagessen im großen Vilbeler Wald unterwegs. Wir haben Seile, Schnitzmesser, Kompass dabei, einen Ball und einen Bollerwagen – das gaben die Kinder vor. Und all diese Sachen packen wir dann aus, wenn sie gebraucht werden. Freiheit pur, möchte man meinen und so Unrecht hat man damit nicht. Aber auch Freiheit will getragen und gehalten werden, sonst verlieren wir uns in ihr.
Die Waldwochen der Vorschulkinder sind eine Innovation aus der Zeit, als die Betreuung der Kinder in strickt getrennten Gruppen passieren sollte. Sie waren für unseren Kindergarten der Schlüssel, alle Kinder, trotz Auflagen, zu den angegebenen Öffnungszeiten betreuen zu können. Und was aus der Not entstanden war, zeigte uns, wie gut diese Wochen im Wald gerade den Vorschulkindern taten und tun. Denn die ausladenden Sommerkräfte scheinen besonders stark bei ihnen zu wirken, sie lechzen nach neuen Aufgaben, nach dem nächsten Schritt und gleichzeitig wackelt es doch gewaltig bei ihnen, große Unsicherheiten machen sich bemerkbar – Stichwort: wackeln die Zähne, wackelt die Seele.
Da bieten die Waldwochen in dieser Zeit des nahenden Überganges eine gute Möglichkeit, sich in Freiheit und neuen Abenteuern zu erproben. Und doch die Sicherheit zu haben, die bekannte Peergroup , „meine“ Erzieherin und die stets geltenden Regeln zu kennen. Und diese wiederum aus der Sicherheit auch erneut prüfen zu können.
So sehen wir die Waldwochen als eine Möglichkeit, unsere Vorschulkinder auf die Aufgaben, die ihnen noch bevorstehen, wenn sie den nächsten Schritt gehen und wir sie in die Schule verabschieden, vorzubereiten. Ihnen dabei zu helfen, Bekanntes zu verlassen und darauf vertrauen zu können, dass das, was kommt, gut sein wird.
Die Waldwochen sehen wir auch für die Kinder, die im Kindergarten bleiben, als Chance, zu wachsen und eine neue Rolle einzunehmen. Die Kinder konnten viel von den Vorschulkindern lernen. Und in Hinblick auf die Tatsache, dass einige von Ihnen nun in die Rolle der zukünftigen Vorschulkinder wachsen, lässt dies ihnen eine Möglichkeit, an der neuen Rolle als Älteste in der Gruppe zu schnuppern.
Auch unsere ganz Kleinen sind doch gehörig gewachsen seit ihrem Kindergarteneintritt und es dauert nicht mehr lange, dass auch sie einen neuen Platz in ihrer Gruppe einnehmen werden, wenn nach den großen Ferien neue „Sternenkinder“ in unsere Gemeinschaft aufgenommen werden.
Dennoch, die Waldwochen sind jedes Jahr wieder ein personeller Drahtseilakt und nur mit der Unterstützung des gesamten Kollegiums möglich und nur mit einer guten Aufstellung können wir diese anbieten.
Und so wird schließlich auch für uns Erwachsenen, die wir die Kinder begleiten, der Sprung über das Johanni-Feuer zu einer symbolischen Mutprobe. Den Mut zu haben, die Kinder zu begleiten, auf neue, ungewohnte Situationen innovativ zu reagieren und trotz manchmal widriger Umstände noch das Gefühl der Kinder nachspüren zu können: Die Welt ist gut. In diesem Sinne wünsche ich allen, den Kindern wie den Erwachsenen, den Mut und das Geleit zu haben, den Übergang in eine neue Situation zu meistern und an den neuen Erfahrungen zu wachsen.