Drei Wegbereiter zum Weihnachtsfest

Ende September, wenn die Tage kürzer als die Nächte werden, ist das Fest des St. Michael.

Es ist die Zeit, in der wir uns der Veränderung in der Natur stellen müssen. Die Ernte ist zum großen Teil eingefahren und mit dem Lied „Leer sind die Felder und voll sind die Scheunen“ beschreiben wir, wie es um uns herum bestellt ist. Waren Wille und Kraft stark genug, dann haben wir gut für die dunkle und kalte Jahreszeit vorgesorgt. Dann können wir uns mutig der finsteren Zeit entgegenstellen. Mutig auf Neues zugehen. Mut haben, um Menschen, die nicht so gut für sich sorgen konnten, zu helfen. Aber auch Mut, eigene Fehler einzugestehen.

Dafür steht bildhaft der Erzengel Michael.

Weihe-Nacht-Stimmung
Ich fühle wie entzaubert
Das Geisteskind im Seelenschoß;
Es hat in Herzenshelligkeit
Gezeugt das heilige Weltenwort
Der Hoffnung Himmelsfrucht,
Die jubelnd wächst in Weltenferne
Aus meines Wesens Gottesgrund

Rudolf Steiner

Am 11. November feiern wir das Fest des heiligen St. Martin.

Der Ritter Martin, der laut Legende seinen Mantel teilt, um einen Bettler vor dem Erfrieren zu schützen. Er muss sicherlich die Mutkräfte des Erzengel Michael besessen haben, denn es war zu dieser Zeit nicht selbstverständlich, dass ein Ritter Mitleid mit einem Bettler hatte. Ganz im Gegenteil. Er war eher dem Gespött preisgegeben. Aber er musste auch sich selbst fühlen können und Mitgefühl haben, sich in den anderen hineinversetzen und die Not spüren.

Mitgefühl, echtes Interesse am Mitmenschen, nicht Neid und Missgunst, das bedeutet Gutes denken. Wenn dieses Denken wertfrei in uns verankert ist, dann kann Gutes in der Welt wachsen und gedeihen.

Das Licht in den Laternen der Kinder symbolisiert ein Hoffnungslicht in der Dunkelheit der Welt.

Es weht ein Klang durch tiefe Nacht,
da ist am Himmel ein Sternlein erwacht.
Es läuten Glocken von der Herd,
es fallen Sternlein auf die Erd.

Das dritte Fest vor dem Weihnachten ist das Fest des heiligen St. Nikolaus.

Um Nikolaus von Myra, einem Bischof im dritten Jahrhundert, ranken sich viele Legenden. Eines ist ihnen allen gemeinsam, Nikolaus half den Menschen, wenn sie in Not gerieten. Dabei war sein Handeln meist nicht spontan, sondern überlegt. So half er eine Hungersnot abzuwenden oder verhalf Menschen zu ihrem Recht. Er verteilte sein Erbe nicht wahllos, sondern an Bedürftige. Für seinen Glauben wurde er gefangen genommen und gefoltert.

St. Nikolaus erlangte Erkenntnis und das Wissen um die Geschehnisse seiner Zeit. Die Taten des heiligen St. Nikolaus beruhen auf den Fähigkeiten, in Zusammenhängen zu denken und zu handeln, aus echtem Interesse für die Not der Mitmenschen.

Mit den Seelenqualitäten des Erzengels Michael Mut und Wille, der Seelenqualität des St. Martin Fühlen und Mitgefühl und mit Denken und Gewissen des St. Nikolaus können wir das Weihnachtswunder erkennen und im neuen Licht erstrahlen lassen.

Vereint mit diesen Qualitäten wünsche ich allen eine gesegnete Weihnachtszeit und wünsche Ihnen, den Herausforderungen des neuen Jahres gestärkt entgegentreten zu können.

Die drei Spatzen
In einem leeren Haselstrauch,
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.
Der Erich rechts und links der Franz
und mittendrin der freche Hans.
Sie haben die Augen zu, ganz zu,
und obendrüber, da schneit es, hu!
Sie rücken zusammen dicht, ganz dicht.
So warm wie der Hans hat`s niemand nicht.
Sie hör`n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

Christian Morgenstern